Laut Statista und Statistischem Bundesamt ist die Tendenz von Studien an privaten Hochschulen steigend: Statista nennt eine Anzahl von 343.000 privat Studierenden für das Wintersemester 2020/2021, was innerhalb 20 Jahren etwa einer Verzehnfachung entspricht. Der wesentliche Unterschied gegenüber einer staatlichen Hochschule ist die Finanzierung, die bei Letzteren aus Steuergeldern erfolgt. Private Hochschulen sind dagegen in privater Hand und finanzieren sich überwiegend aus Studiengebühren. Privat studieren bezeichnet folglich das Studium an einer solchen Universität.
Motivation für ein privates Studium
Für das Studium an einer privaten Universität kann es verschiedene Anreize geben. Eine Motivation kann die Auswahl eines spezielleren Studienangebotes sein, das besonders berufsspezifische Inhalte vermittelt. BWL privat studieren kann beispielsweise näher auf administrative Komponenten oder den Management-Bereich einer bestimmten Branche oder eines Berufszweiges eingehen. Ebenso ist der Wunsch nach einem berufsbegleitenden Studium oft Anlass, sich für eine private Hochschule zu entscheiden. Weiterhin gibt es Unterschiede in der Zulassung für bestimmte Studiengänge, da die staatlichen Beschränkungen für einen privaten Träger nicht verbindlich sind.
Privat studieren: Wichtige Merkmale und Unterschiede zum staatlichen Studium
Es ist sinnvoll, sich vorab ausführlich über die wesentlichen Aspekte eines Privatstudiums zu informieren und sich auch die Angebote verschiedener Einrichtungen näher anzusehen. Das betrifft neben den Aufnahmekriterien die angebotenen Studiengänge und -inhalte sowie die Finanzierung. Auch die Akkreditierung und Anerkennung des Studienganges und Abschlusses sind wesentliche Faktoren, die eine Entscheidung beeinflussen können. Eine Vielzahl privater Hochschulen ist staatlich anerkannt und der Abschluss der angebotenen Studiengänge ist gleichwertig mit jenen an öffentlichen Universitäten. Wie staatliche Universitäten halten auch viele private Hochschulen ein umfassendes Beratungsangebot bereit, um über Details des Immatrikulationsprozesses und Studienverlaufs aufzuklären.
Vorteile und wesentliche Merkmale eines Privatstudiums
Privat studieren kann Vorteile mit sich bringen. Dazu zählen kleinere Gruppen an Teilnehmern je Studiengang, was Dozenten eine intensivere Studienbetreuung ermöglicht: Die Gestaltung der Lehreinheiten kann individueller erfolgen und die Vermittlung von Inhalten auf einer persönlicheren Ebene stattfinden.
Individuell ist ebenso die Entscheidung für eine Einrichtung, die auch auf bestimmte berufs- oder branchenspezifische Schwerpunkte eingeht. Studiengänge können praxisnäher gestaltet sein und oft stammen die Dozenten selbst aus dem beruflichen Umfeld. Möglicherweise kooperieren sie mit Unternehmen, die begleitend Einblicke in verschiedene Praxisbereiche gewähren. Dozierende können also Kontakte zur jeweiligen Branche herstellen und Praktikumsplätze vermitteln.
Private Hochschulen können als Institution vor Ort besucht werden. Alternativ gibt es solche, die Fernstudien oder digitalen Zugriff auf verschiedene Studieninhalte anbieten. Das bedeutet in der Praxis mehr Flexibilität, was insbesondere bei einem berufsbegleitenden Studium oder der qualifizierten Weiterbildung von zu Hause aus relevant ist. Ein qualifiziertes und anerkanntes Studium ist außerdem unabhängig vom Notendurchschnitt des Hochschulzeugnisses möglich, da staatliche Studienbeschränkungen nur für öffentliche Hochschulen gelten. Das eröffnet unter Umständen erweiterte berufliche Perspektiven. Wartesemester entfallen in der Regel ebenfalls.
Ein weiterer Vorteil kann die Ausstattung und Studienumgebung sein. Da private Einrichtungen häufig spezialisiert sind, treffen Studenten mit ähnlichen Interessen aufeinander. Das ermöglicht eine gute Fokussierung und den förderlichen Austausch unter Gleichgesinnten. Die Finanzierung aus Studiengebühren und private Trägerschaft eröffnen zudem einen breiteren Spielraum hinsichtlich Technik, Einrichtung und Digitalisierung. Eine private Studieneinrichtung kann hier zielgerichtet im Hinblick auf Komfort, Effizienz und Qualität investieren.
Vergleich privates und staatliches Studium
Da sich die Aufnahmebedingungen unterscheiden, hat ein Privatstudent andere berufliche Perspektiven als Studierende staatlicher Hochschulen: Medizin oder Psychologie privat zu studieren ist beispielsweise möglich, wenn der Numerus Clausus der Einschreibung an einer staatlichen Hochschule im Wege stünde. An einer privaten Einrichtung erfolgt eine Entscheidung über die Aufnahme dagegen bevorzugt nach einer Prüfung der Motivation und persönlichen Eignung.
Unterschiede im Studienumfeld
An einer staatlichen Hochschule sind die Studenten aufgrund der Vielzahl an generalisierten Studiengängen wesentlich mehr in der Anzahl und bunt zusammengewürfelt. Überwiegend handelt es sich bei den Studenten um jüngere Menschen, während an einer privaten Universität ein breiteres Altersspektrum vertreten sein kann. Das betrifft gleichermaßen die beruflichen Hintergründe: Es studieren sowohl frische Hochschulabsolventen als auch Menschen mit abgeschlossener Berufsausbildung und einschlägigen Berufserfahrungen. An staatlichen Hochschulen geht es allgemein lockerer zu im Hinblick auf Kursbesuche und Hörsäle können gut gefüllt sein. An einer Privatuniversität können die Kurse und das Lernumfeld inklusive Ausstattung für die kleinere Teilnehmerzahl zielführender und auf die Studenten abgestimmt organisiert und strukturiert werden.
Gleichwertige Abschlüsse
Vorausgesetzt, es handelt sich um eine staatlich akkreditierte private Hochschule und ebenso anerkannte Studiengänge, sind die Abschlüsse gleichwertig gegenüber jenen an einer staatlichen Universität. Darauf ist bei der Auswahl der Hochschule zu achten, da es auch private Einrichtungen ohne Akkreditierung gibt. Die Mehrzahl ist jedoch entsprechend qualifiziert und Studenten können sie wie eine staatliche Universität mit anerkanntem Bachelor- oder Masterabschluss absolvieren. Diesbezüglich ist der Spielraum an staatlichen Hochschulen mit breit gefächerten Studienangeboten größer: Hochschulen in privater Hand bieten häufig nur wenige Studiengänge an, sind dafür aber konkret darauf spezialisiert. Ist der gewünschte Studiengang an einer Hochschule nicht verfügbar, kann er dafür an einer anderen im Fokus stehen.
Kosten und Finanzierung
Da staatliche Hochschulen aus Steuergeldern finanziert werden, fallen im Vergleich zu Einrichtungen in privater Hand weniger Gebühren für Studierende an. An einer privaten Hochschule, die sich aus Studiengebühren finanziert, sind die Kosten daher höher. Die Lebenshaltungskosten sind bei beiden Varianten zusätzlich aufzubringen. An einer privaten Uni können aber wie auch beim Studium an einem staatlichen Pendant Förderungen und Finanzierungsprogramme in Anspruch genommen werden.
Ein Privatstudium finanzieren
Eine Option ist die Finanzierung des Privatstudiums durch die Eltern. Wer über Eigenkapital oder Erspartes verfügt, kann dieses in die Weiterbildung investieren. Ansonsten können auch für eine private Hochschule die Kosten durch BAföG oder andere unterstützende Maßnahmen gesenkt werden. Bei einem berufsbegleitenden Studium wäre eine Kostenbeteiligung durch den Arbeitgeber zu prüfen. Dieser kann entsprechende Aufwendungen einerseits steuerlich geltend machen und andererseits von der Qualifizierung seines Mitarbeiters profitieren. Verbreitet ist zudem die Finanzierung durch einen Nebenjob. Mit etwas Engagement und Glück kann ein solcher zugleich zur praktischen Berufserfahrung beitragen. Dies ergänzt das Studium sinnvoll und verbessert die beruflichen Chancen nach Abschluss des Studiums.
Privat studieren mit BAföG
Für ein Privatstudium kann BAföG beantragt werden, sofern die private Hochschule staatlich anerkannt ist. Besteht eine BaföG-Berechtigung, deckt dieses zumindest einen Teil der mit dem Studium verbundenen Kosten. Der verbleibende Anteil, der beim Privatstudium vergleichsweise höher ist, muss anderweitig gedeckt werden. Der Vorteil einer Inanspruchnahme von BAföG ist, dass lediglich die Hälfte des erhaltenen Betrages später zurückgezahlt werden muss: Es handelt sich um eine Kombination aus Gratis-Unterstützung und zinslosem Kredit.
Finanzierung durch Stipendien oder Stiftungen
Es gibt private Hochschulen, die selbst Stipendien vergeben. Dies wäre im Vorfeld ebenso zu prüfen wie die damit verbundenen Bedingungen. Daneben sind unter bestimmten Voraussetzungen Stipendien über Studienstiftungen möglich, was ebenfalls zu erfragen wäre. Es kann hilfreich sein, sich diesbezüglich beim Bundesministerium für Bildung und Forschung zu erkundigen. Eine Unterstützung durch die Begabtenförderungswerke kann je nach persönlichem Hintergrund ebenso interessant sein wie ein Weiterbildungs- oder Aufstiegsstipendium, Berufserfahrung vorausgesetzt. Eine weitere Option ist, abhängig von der Privathochschule, ein Deutschlandstipendium.
Studienkredite
Eine Einrichtung, die Studienkredite vergibt, ist die Kreditanstalt für Wiederaufbau KfW. Ein solcher Kredit wird, anders als BAföG, unabhängig vom Einkommen der Eltern gewährt und es ist nicht erforderlich, Sicherheiten zu erbringen. Diese Option bietet sich an, wenn im Anschluss an das Studium mit entsprechendem Einkommen zu rechnen ist, da ein Studienkredit inklusive Zinsen zurückzuzahlen ist.
Unterstützung durch den Arbeitgeber
Effektiv und finanziell recht unproblematisch ist ein duales Studium, welches eine Ausbildung mit einem Studium kombiniert. Ein duales Studium vereint Theorie und Praxis sinnvoll und der Betrieb übernimmt in der Regel die Studiengebühren. Das Gehalt kann währenddessen zur Deckung des Lebensunterhalts genutzt werden. Dieses variiert allerdings je nach Betrieb und Branche.
Ansonsten kann ein Privatstudium für einen Arbeitgeber eine Chance sein, in die Weiterbildung und zusätzliche Qualifikationen seines Mitarbeiters zu investieren. Durch entsprechende Regelungen sichert er sich auf diese Weise beispielsweise eine Fachkraft für die Zukunft.
Fazit: Chancen durch ein privates Studium
Die Entscheidung für ein Studium fällt in der Regel, um sich beruflich in einer bestimmten Richtung zu qualifizieren. Diesbezüglich kann eine akkreditierte private Hochschule ausgezeichnete Chancen bieten, da das Studienangebot weniger in die Breite gefächert, sondern fokussierter ist. Dozenten stammen oft selbst aus dem jeweiligen Berufsfeld und es gibt Hochschulen mit Studiengängen, die auch spezielle berufs- oder branchenrelevante Inhalte vermitteln. Gelegentlich bestehen außerdem Kooperationen mit Unternehmen, die sich in einzelnen Bereichen praxisnah einbringen. Ebenso ist das Studium an einer privaten Hochschule berufsbegleitend möglich und erweitert die praktische Erfahrung um zusätzliche Qualifikationen.
Vor allem in Anbetracht eines verbreiteten Fachkräftemangels kann die Wahl einer privaten Hochschule eine gute Investition in die eigene berufliche Zukunft sein. Eine überschaubare Anzahl an Teilnehmern ermöglicht eine individuellere Gestaltung der Kurse und Dozenten können im Vergleich zu einem gut frequentierten Kurs mit vollem Hörsaal an einer staatlichen Hochschule besser auf Einzelne eingehen.
Die Studiengebühren sind zwar höher als an einer staatlichen Hochschule, doch auch daraus können sich an einer privaten Universität Vorteile ergeben, sofern die Einrichtung in Qualität, moderne Technologien und Lernkomfort investiert. Zudem ist die Inanspruchnahme finanzieller Unterstützungen ebenso wie an einer öffentlichen Universität möglich.
Das Angebot im Einzelnen hängt wie auch die staatliche Anerkennung und Kompetenz stets von der privaten Einrichtung ab. Es lohnt sich daher, sich vorab Gedanken über die persönlichen Erwartungen und Vorstellungen sowie die angestrebte berufliche Qualifikation zu machen und verschiedene Hochschulen dahingehend zu prüfen. Stimmen die Voraussetzungen, kann die Entscheidung für ein privates Studium lohnenswert und zielführend sein und die Berufs- und Karriereaussichten maßgeblich verbessern. Für Unentschlossene, die gerne erst einmal antesten möchten, die ein breites Kursangebot suchen oder in der Berufswahl noch schwanken, wäre dagegen vermutlich eine staatliche Hochschule sinnvoller.