Sexualforscherin und Paartherapeutin Dr. Ursina Donatsch spricht über ihr neues Buch mit Pornowissenschaftlerin Madita Oeming
Am 22. Oktober 2024 war der Göttinger Literaturherbst erneut Gast am Campus der PFH. Dieses Mal erwartete das Publikum ein mutiges Format: Die Sexualforscherin und Paartherapeutin Dr. Ursina Donatsch stellte ihr im Hogrefe Verlag erschienenes Buch „Pornos und Partnerschaft“ vor. Über sexuelle Bildung und Kommunikation sprach sie mit Pornowissenschaftlerin Madita Oeming.
Pornokonsum ist allgegenwärtig
Nach einer kurzen Begrüßung durch Prof. Dr. Frank Albe, Präsident der Hochschule, entführten Dr. Ursina Donatsch und Madita Oeming die fast 100 anwesenden Gäste in die Welt der Pornos und Sexualität. Pornos haben längst Einzug in die eigenen vier Wände gehalten: In der im Buch vorgestellten Studie von Dr. Donatsch ergab sich, dass in Partnerschaften 93 % der Männer und 57 % der Frauen regelmäßig Pornos schauen. Männer konsumieren insbesondere Pornos im klassischen Sinne, Frauen dagegen auch andere Sinne ansprechende Angebote (z. B. auditiv). Die Sexualwissenschaftlerin konstatiert: „Die Fantasie ist ein selbstgedrehter Porno.“.
Status Quo: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold
Als Paartherapeutin erlebt Dr. Donatsch Sexualität und Pornografie als Tabuthemen bei ihren Patient:innen. Ihre Studie zeigt hingegen: Wenn Paare ohne Scham über sexuelle Bedürfnisse und Grenzen kommunizieren, könne sich dies positiv auf die gemeinsame Sexualität auswirken. Es ist wichtig, den Pornokonsum des Partners oder der Partnerin nicht persönlich zu nehmen: „Im Solosex und im Pornoschauen sexuelle Befriedigung zu finden nimmt der Partnerschaft nichts weg… es kann sie sogar entlasten“, stimmt Madita Oeming mit ein. Sobald der Konsum jedoch durch Kontrollverlust gekennzeichnet ist und negative Konsequenzen für Beruf oder Privatleben hat, sollte man über therapeutische Hilfe nachdenken.
Auch für Singles hat Dr. Donatsch einen Ratschlag parat: Die eigene Einstellung zu Pornos überdenken und mehr über die eigene sexuelle Identität herausfinden. Ob als Single oder in der Partnerschaft: Sexuelle Kommunikation ist wichtig, aber will gelernt sein. Deshalb muss sexuelle Bildung fester Bestandteil des gesamten Bildungssystems sein. Dies beinhaltet beispielsweise, dass sie in Curricula verankert wird und Studierende dazu Fachbücher in der Bibliothek finden. Denn wie so oft gilt auch hier der Grundsatz: Lebenslanges Lernen.