07.03.2023

Interview mit Prof. Bernard H. Vollmar

Das Team der PFH freut sich über die erneute Auszeichnung des Gründungsradars

„Unser Rezept ist es, Mehrwert zu stiften“

Herr Prof. Vollmar, vor 13 Jahren haben Sie das ZE Zentrum für Entrepreneurship an der PFH gegründet und leiten es seitdem als Geschäftsführender Direktor. Wenn Sie heute zurückschauen, was macht Sie besonders stolz?

Persönlich spreche ich nicht gerne von Stolz, aber sehr gerne von Spaß und Freude, wenn eigene Ideen und Vorstellungen aufgehen. Besonders erfreut mich aber sicherlich die Tatsache, dass wir die Idee hinter dem ZE nachweisbar erfüllen – nämlich unseren Studierenden, Alumni und allen Interessierten Gründungs- und Innovationsförderung auf einem durchweg exzellenten Niveau zu bieten. Das beweist nicht nur die erneute Auszeichnung durch den aktuellen Gründungsradar als eine der bundesweit besten Hochschulen im Bereich Gründung und Innovation – das sechste Mal in Folge unter den Top 3 – und Niedersachsens beste Gründer- und Unternehmerhochschule. Das zeigen auch die vielen erfolgreichen Gründungen durch Studierende und Alumni der PFH. Alleine im Jahr 2021 waren das mit deutlich aufsteigender Tendenz 43, was sehr beachtlich ist.

 

Was treibt Sie an, wie können diese Erfolge gelingen?

Unser Rezept ist es, Mehrwert zu stiften. Wir betrachten uns – beziehungsweise das ZE – als „den“ Ort für die Entwicklung und Umsetzung eigener Geschäftsideen, Social, Sustainable und Female Entrepreneurship als Spielarten natürlich immer mitgedacht. Und das in vielfältiger Form: mit Qualifizierungen, mit Beratung und mit Unterstützung, beispielsweise in Form von Labs, sowie mit unseren Netzwerken, die jeden Gründungsinteressierten deutlich weiterbringen. Bei allem, was wir anbieten, bringen wir unsere Expertise als Team ein und unterstützen die Gründerinnen und Gründer umfassend, aus Passion und mit voller Zugewandtheit und Freude an Ideen von kreativen Menschen, die sich in Bewegung setzen. Das geht so weit, dass wir mit dem Ideenbeweger auch eine eigene Crowdfunding-Plattform etabliert haben. Darüber hinaus engagieren wir uns konsequent bei der Entrepreneurship Education in Schulen, um schon jungen Menschen frühzeitig Erfahrungen mit dem Unternehmertum zu ermöglichen. Diese und zahlreiche weitere Maßnahmen unterstreichen unseren konsequenten Fokus im Bereich der Entrepreneurship Education. Hier gibt es vielfältige Möglichkeiten auch für Studierende, sich fachlich und gleichzeitig gemeinnützig zu engagieren.

 

Bereits vor Ihrer Zeit an der PFH haben Sie an verschiedenen Universitäten gelehrt, Sie waren Berater, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Berater für Unternehmensgründungen. Welchen Rat würden Sie jemandem geben, der ein Gründungsprojekt in Erwägung zieht?

Den „einen“ Ratschlag kann man eigentlich nicht geben. Letztlich hängt es immer von den Voraussetzungen und Rahmenbedingungen ab, die für die Geschäftskonzepte der Gründungsinteressierten gelten. Aber man kann schon grundsätzlich auf die Erkenntnis verweisen, dass das „Denken in Geschäftsmodellen“ wichtig ist. Das heißt es geht immer darum, die Funktionslogik des Unternehmens im Blick zu halten, nämlich die Fragen nach der Leistungserstellung, dem „wie“, nach der Leistungsverwertung, dem „was“, und dem Erfolgsmodell, dem „wieviel“, die immer zusammenhängen und ineinandergreifen. Nur so lässt sich immer alles stringent durchdenken und für sich und andere (er-)klären. Das schafft Klarheit und Mut sowie Vertrauen, auch erfüllt es den „need for speed“ beim eigenen Vorhaben. Zudem muss die Idee und das darauf aufbauendes Geschäftskonzept authentisch vertreten und konsistent kommunizieren werden können, damit Dritte überzeugt sind. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass von vornherein konsequent auf Nachhaltigkeit gesetzt wird. Mittlerweile sind in Deutschland über 45 Prozent der Startups – mit aufsteigender Tendenz – nachhaltig, also sozial und ökologisch ausgerichtet. Die Probleme unserer Zeit lassen sich nur so wirklich innovativ bewältigen, ohne dass dies zulasten zukünftiger Generationen geht.

 

Wie binden Sie das Thema Nachhaltigkeit in der Lehre, aber auch im Bereich Entrepreneurship Education ein?

Soziale und ökonomische Nachhaltigkeit findet sich in verschiedenen Bereichen unserer Lehre wieder, unsere Entrepreneurship-Formate am ZE sind seit Beginn auf nachhaltiges Unternehmertum ausgerichtet. Zudem hat die PFH im letzten Jahr eigens eine neue Professur für Digitalisierung und nachhaltiges Unternehmertum besetzt. Mit Prof. Dr. André Presse haben wir einen Kollegen gewinnen können, der das Thema „Digital Business und Sustainable Entrepreneurship“ ideal besetzt. Zudem befindet sich auch der neue Bachelor-Studiengang zu „Entrepreneurship und Start-up-Creation“ in der Akkreditierung, der im Oktober 2023 am Campus Göttingen starten wird. Mit diesem Studiengang wollen wir besonders junge, kreative Köpfe als Zielgruppe ansprechen und die konsequente Ausrichtung auf die sogenannten „Future Skills“ weiter stärken – und dazu zählen natürlich neben Digitalisierung, Intrapreneurship, Start-up-Performance auch die Themen rund um Nachhaltigkeit in allen ihren Facetten. Wir entwickeln uns, so betrachtet, stetig weiter!